Sind Leerrohre sinnvoll?

Sind Leerrohre sinnvoll?

Vorausschauend bauen und sanieren: Alles Wissenswerte rund um das Thema Leerrohre verlegen

 

Sie sind unscheinbar, verstecken sich in der Wand und gehen oft leer aus. Richtig, die Leerrohre. Während wir uns im Alltag eher selten mit Rohren jeglicher Art befassen, kommt spätestens beim Neu- oder Umbau das Thema Leerrohr auf. Doch was genau versteht man eigentlich unter einem Leerrohr? Wie unterscheiden sich Leerrohre und sind sie eine Überlegung wert?

 

Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir diesen Artikel aktualisiert und um die Fragestellung „Checkliste: Woran sollte man beim Leerrohre verlegen denken?“ ergänzt.

Was ist ein Leerrohr?

Leerrohre sind Kunststoffrohre, die unter Putz, in Hohlräumen von Wänden, Fußböden, Decken und im Erdboden verlegt werden. Beim Neu- und Umbau kommen Leerrohre zum Einsatz, um Leitungen zu schützen und sie nachträglich austauschen oder verlegen zu können. Kreative Musiker wie die Blue Man Group sehen darin außerdem ein Musikinstrument.

Leerrohre bestehen meist aus dem Kunststoff Polyvinylchlorid, kurz PVC. Soll das Leerrohr als Brandschutz dienen, kommen auch Modelle aus Metall zum Einsatz. Es gibt die Rohre sowohl in flexibler als auch starrer Ausführung mit gängigen Durchmessern von 13, 16, 20, 25 und 32 Millimetern. Manchmal wird ein Leerrohr auch als Wellrohr oder Installationsrohr bezeichnet.

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Warum sollte man Leerrohre verlegen?

Leerrohre haben je nach Einsatzort einen unterschiedlichen Nutzen. Bei Sanitär- und Heizungsinstallationen dienen sie schlichtweg dem Schutz der Rohrleitung und bewahren diese vor Rost und anderen Beschädigungen. Bei Elektroinstallationen dienen Leerrohre zum Verlegen von Leitungen wie Stromkabel, Netzwerkkabel oder Telefonkabel. Sie können auch als Platzhalter für das spätere Verlegen von Kabeln dienen.

Sind Leerrohre sinnvoll?

Bei der Elektroinstallation bieten Leerrohre folgende Vorteile:

  • Flexibilität: Leitungen können einfach und unkompliziert nachträglich ausgewechselt
  • Erweiterbarkeit: Das Leitungsnetz kann durch zuvor verlegte Leerrohre problemlos geändert oder erweitert
  • Aussehen: Kabel und Rohrleitungen können mit geringem Aufwand in Leerrohren versteckt werden und bieten eine ästhetische Lösung.

Erweiterbarkeit: Mit Leerrohren bauen Sie zukunftssicher

Leerrohre sind ideale Platzhalter für Kabel, die zu einem späteren Zeitpunkt eventuell verlegt werden müssen. Denn auch wenn die häusliche Elektroinstallation zum Bauzeitpunkt nach aktuellem Standard realisiert wird, kann eine Nachrüstung aufgrund von technischen Veränderungen bereits in der nahen Zukunft erforderlich sein.

Wer beim Bau Leerrohre verlegt hat, kann nachträglich ohne großen Aufwand bestehende Kabel ersetzen oder neue, bisher nicht vorhandene Kabel einziehen. Und das ohne aufwendige Wandarbeiten vornehmen und hohe Kosten in Kauf nehmen zu müssen. Eine systematische Ausstattung mit Leerrohren erhöht damit die Flexibilität und Zukunftssicherheit Ihres Zuhauses.

Flexibilität: Reagieren Sie flexibel, wenn sich Nutzungsänderungen von Räumen ergeben

Nicht nur die Technik verändert sich im Laufe der Zeit, sondern auch die Bedürfnisse der Hausbewohner. Das Arbeitszimmer wird zum Kinderzimmer, der Dachboden zur Garage.

Wird der Raum anders verwendet, muss häufig auch die Verkabelung angepasst werden. Anstatt normaler Steckdosen sind Telefonanschlüsse oder Netzanschlüsse erwünscht oder grundsätzlich werden mehr Steckdosen benötigt.

Und hier kommen Leerrohre ins Spiel: Wo Leerrohre vorhanden sind, lässt sich die Verkabelung relativ leicht auf die Nutzungsänderungen im Raum anpassen. Sind des Weiteren leere Unterputzdosen vorhanden, können Sie auch problemlos zusätzliche Anschlussdosen setzen.

 

Welches Leerrohr ist das richtige? Was bedeuten die Klassifizierungscodes?

Sie verstehen nur Leerrohr? Erfahren Sie hier, was die Ziffern bedeuten!

Leerrohre für die Elektroinstallation unterscheiden sich nicht nur in ihrer Länge und ihrem Durchmesser, sondern auch in ihrer Schlagfestigkeit bzw. Druckfestigkeit.

Weitere wichtige Merkmale sind die maximale und die minimale Gebrauchstemperatur sowie das Biegeverhalten. Die Unterscheidungen der Merkmale eines Leerrohrs werden mittels eines Klassifizierungscodes festgelegt.

Was bedeuten die Ziffern auf Leerrohren?

Die Ziffern auf Leerrohren weisen auf deren Druck- bzw. Schlagfestigkeit, das Biegeverhalten und die maximale bzw. minimale Gebrauchstemperatur hin. Jeder Eigenschaft wird dabei eine bestimmte Ziffer zugeordnet.

  • Erste Ziffer = Druckfestigkeit:
    1 sehr leicht (125 N), 2 leicht (320 N), 3 mittel (750 N), 4 schwer (1250 N), 5 sehr schwer (4000 N)
  • Zweite Ziffer = Schlagfestigkeit:
    1 sehr leicht (0,5 J), 2 leicht (1 J), 3 mittel (2 J), 4 schwer (6 J), 5 sehr schwer (20,4 J)
  • Dritte Ziffer = minimale Gebrauchstemperatur:
    1 +5 °C, 2 -5 °C, 3 -15 °C, 4 -25 °C, 5 -45 °C
  • Vierte Ziffer = maximale Gebrauchstemperatur:
    1 +60 °C, 2 +90 °C, 3 +105 °C, 4 +120 °C, 5 +150 °C
  • Fünfte Ziffer = Biegeverhalten:
    1 starr, 2 biegsam, 3 biegsam und sich selbst zurückbildend, 4 flexibel

Ein Leerrohr mit dem Klassifizierungscode „33412“ weist beispielsweise folgende Merkmale auf:
(3) Rohrsystem für mittlere Druckfestigkeit; (3) mittlere Schlagfestigkeit; (4) eine minimale Gebrauchstemperatur von -25 °C; (1) eine maximale Gebrauchstemperatur von + 60 °C; (2) eine biegsame Beschaffenheit. Ein solches Rohr eignet sich für die Betoninstallation.

 

Was sind die Einsatzgebiete von Elektroinstallationsleerrohren? Welches Leerrohr verwenden?

In der Praxis kommen Leerrohre bei der Elektroinstallation hauptsächlich in den folgenden Installationsformen vor:

  • Leerrohre in Beton, Estrich und Fußboden
  • Leerrohre in Zwischendecken, Unterputz- und Hohlwänden
  • Leerrohre für die Aufputzinstallation

Die nachfolgende Tabelle stellt Beispiele für die gängigsten Artikel der jeweiligen Installationsformen dar.

Installationsform Produkt Klassifizierungscode
Beton FFKuS-EM-F 33412
Unterputz und Hohlwände FBY-EL-F 22322
Estrich FFKuS-EM-F 33412
Aufputz / Bauliche Hohlräume FPKu-EM-F 33411
Aufputzinstallation UV FPKu-ES-F-UV 43411

Tabelle: Beispiele für die gängigsten Artikel der jeweiligen Installationsformen

Hinweis: In Mehrfamilienhäusern und Wohnheimen empfiehlt sich der Einsatz von halogenfreien Rohren. Diese entwickeln im Brandfall eine wesentlich geringere Rauchgasdichte als herkömmliche Leerrohre und gewährleisten freie Sicht in Richtung Fluchtweg.   

Planen Sie Ihre Leerrohre optimal, damit in der Zukunft niemand leer ausgeht!

Was ist beim Verlegen von Leerrohren zu beachten?

Planen Sie Leerrohre großzügig ein!

Damit Sie in der Zukunft auch wirklich eine umfassende Flexibilität genießen, empfiehlt sich eine großzügige Einplanung von Leerrohren. Beziehen Sie neben Wänden auch Decken, Böden oder Außenbereiche mit ein. So lassen sich auch Komponenten wie Rauchmelder, Bodenleuchten, Bewegungsmelder und Schokoladenbrunnen nachträglich einbauen.

Sollten Leerrohre nach einem bestimmten System verlegt werden?

Da die Leerrohre für die Verlegung von Kabeln dienen, sollten hierbei auch dieselben Richtlinien als bei der Anordnung und Verlegung von Stromleitungen beachtet werden. Grundsätzlich dürfen Stromkabel nur waagerecht und senkrecht verlaufen.

Außerdem sind die Installationszonen zu beachten: Kabel werden von Steck- oder Verteilerdosen senkrecht nach oben oder nach unten geführt und dann etwa 30 cm oberhalb des Bodens oder unterhalb der Decke in eine Waagerechte überführt.

 

Checkliste: Woran sollte man beim Leerrohre verlegen denken?

Dass die Leerrohre umsichtig und großzügig eingeplant werden sollten, leuchtet ein. Doch wenn es dann an das Planen geht, fallen einem die offensichtlichsten Komponenten einer Elektroinstallation plötzlich nicht mehr ein.

Hier eine Checkliste der Aspekte, die Sie beim Leerrohre verlegen unbedingt berücksichtigen sollten:

  • Wo sollen Schalter und Steckdosen installiert werden?
  • Wo möchten Sie Einbauleuchten und Deckenlampen anbringen?
  • Sind weitere fest montierte Beleuchtungselemente vorgesehen?
  • Wo werden besondere Anschlüsse wie Netzwerk- und Telefondosen, Antennensteckdosen und Lautsprecherdosen benötigt?
  • Welche Anschlüsse sind für Beleuchtung, Steckdosen, Herd, Kühlschrank und mehr in der Küche vorgesehen?
  • Wo sollen Waschmaschine und Trockner angeschlossen werden? Wird es eine Gefriertruhe geben?
  • Welches Heizungssystem ist geplant und wie viele Anschlüsse sind dafür erforderlich?
  • Werden in den einzelnen Zimmern elektrische Thermostate und ähnliche Komponenten für die Fußbodenheizung eingebaut?
  • Werden in Räumen wie Keller und Garage Starkstromsteckdosen installiert?
  • Welche Anschlüsse werden im Außenbereich für Beleuchtung, Sprechanlage, Überwachungssysteme belegt?

Beantworten Sie alle diese Fragen nicht nur in Bezug auf bereits fest eingeplante Komponenten, sondern auch in Hinblick auf mögliche zukünftige Installationen. So planen Sie automatisch Leerrohre für spätere Vorhaben ein. Es sollten in jedem Zimmer Leerrohre für Nachrüstungen vorhanden sein.

 

Wie verlegt man Leerrohre?

Während der Zweck von Leerrohren unverändert bleibt, muss bei der Verlegung je nach Wandbauweise unterschiedlich vorgegangen werden.

Wie kann man Leerrohre in einer Leichtbauwand verlegen?

Wer beim Hausbau dünne Wände wie Gipskartonwände einsetzt, hat nicht viel Platz für Schlitze. Vielmehr können Leerrohre in diesen Fällen mit Kabelbindern direkt an den Ständern befestigt werden. Üblicherweise sind die Ständer bereits mit speziellen Ausstanzungen versehen, um Leitung und Kabel anbringen zu können.

Wie kann man Leerrohre in einer Betonwand verlegen?

Bei Betonwänden geht es hart her und es ist der Einsatz einer Schlitzfräse angesagt. Mit dieser werden Schlitze für die Leerrohre vorgefräst. Handelt es sich um ein Neubauprojekt, können die Leerrohre jedoch bereits bei der Herstellung in die Böden und Decken mit eingearbeitet werden.

Wie kann man Leerrohre in eine gemauerte Wand verlegen?

Sind die Hauswände gemauert, müssen Öffnungen vorgefräst werden. Das trifft meist auch für Sanierungsprojekte in Altbauten zu. Damit der Verlauf der Leerrohre nachvollziehbar bleibt, werden die Schlitze senkrecht ins Gemäuer gefräst. Anschließend können die Rohre in die dafür vorgesehenen Öffnungen gelegt werden.

 

Trick: Wie kann man ein Kabel durch das Leerrohr ziehen?

Kabel, Leerrohr und jetzt? So geht’s!

Es verläuft nicht immer alles rund, auch Leerrohre nicht. Häufig sind diese sehr lang oder weisen Knicke auf. Da ist es manchmal gar nicht so einfach, das Kabel durch das Leerrohr zu ziehen. Ein einfacher Trick schafft hier jedoch Abhilfe:

An einer langen und robusten Schnur knoten Sie ein kleines Gewicht wie einen Wattebausch oder einen Gummiball fest. Dieses Schnurende führen Sie nun durch den Rohreinangang. Am Rohrausgang saugen Sie den Faden mit einem Staubsauger durch das Rohr durch.

Sobald die Schnur am Rohrausgang angelangt ist, kann daran das zu verlegende Stromkabel befestigt werden. So können Sie Schnur und Kabel zurück zum Rohreingang ziehen. Die Schnur ist nur ein Hilfsmittel und eignet sich nicht zur eigentlichen Verkabelung.

Hinweis: Werden Strom- und Netzkabel verlegt, ist ein Abstand von 50-200 mm zwischen den beiden Kabeln einzuhalten. So wird eine Beeinträchtigung der Datenübertragung verhindert. Neben Trennstegen können Leerrohre helfen, diesen Abstand zu erreichen.

 

Fazit: Auch Leere will geplant sein

Wer zukunftssicher bauen oder sanieren möchte, sollte bei der Elektroinstallation auch Leerrohre in Erwägung ziehen. Diese bieten im Außen- wie im Innenbereich und in der Wand wie im Boden die Möglichkeit, Platz für Erweiterungen in der Zukunft freizuhalten.

Grundsätzlich ist es empfehlenswert, Leerrohre großzügig einzuplanen. Sie sollten jedoch nicht willkürlich verlegt werden. Wie bei anderen Bestandteilen der Elektroinstallation auch, sind Vorschriften und Installationszonen einzuhalten. Das Centre Pompidou ist beim Verlegen der Leerrohre nicht als Vorbild anzusehen.

Außerdem gibt es Unterschiede in der Beschaffenheit von Leerrohren. Geeignete Leerrohre variieren demnach je nach Installationsform und Einsatzbereich. Ob im Garten oder im Dachgeschoss, wer Leerrohre gekonnt plant, kann sich mit geringem finanziellem Aufwand für zukünftige Modernisierungen wappnen.

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