8 verbreitete Irrtümer bei der Elektroinstallation

Verbreitete Irrtümer der Elektrotechnik

Typische Irrtümer bei der Elektroinstallation – Was stimmt und was nicht

 

Haben Sie schon mal Ihr Wissen über Stromkreise hinterfragt? Und sind Sie sicher, dass die Brandschutzbestimmungen in Ihren eigenen vier Wänden eingehalten werden? Nein? Dann stellen Sie nachfolgend Ihr Wissen auf die Probe und versichern Sie sich, dass Sie es auch bei anderen in der Gesellschaft kursierenden Annahmen besser wissen. Entdecken Sie nachfolgend 8 verbreitete Irrtümer bei der Elektroinstallation von der Steckdose bis zum Smart Home.

 

Aufgrund der hohen Nachfrage haben wir diesen Artikel aktualisiert und um die Fragestellung „Elektroinstallationen haben Bestandsschutz und müssen nicht angepasst werden“ ergänzt.

Irrtum 1: Ich lege einfach mal los!

Als geübter Heimwerker und Hobbyelektriker nimmt man die Sache am liebsten selbst in die Hand – und zwar sofort. Wo Strom im Spiel ist, können mangelnde Vorkenntnisse und Experimentierfreudigkeit jedoch gravierende Folgen haben. Informieren Sie sich vor jedem Elektroprojekt zuerst ausführlich über die angemessene Vorgehensweise und notwendige Sicherheitsmaßnahmen.

In der Elektrik sollten Sie zudem grundsätzlich mit den verschiedenen Materialien sowie den üblichen Werkzeugen und Arbeitspraktiken vertraut sein. In der Regel gilt es außerdem, Normen, Vorschriften und Bestimmungen zu beachten. Mit dem Vorwissen lässt sich das Vorhaben dann auch ideal planen und Sie gewährleisten nicht nur Ihre Sicherheit, sondern sparen auch Zeit und Geld bei der Umsetzung.

 

Irrtum 2: Ich mach das mal schnell…

Schnell mal eine Steckdose austauschen oder eine Lampe aufhängen, das kann vor allem schnell schief gehen. Auch wenn Sie den Lichtschalter schon fast im Schlaf wechseln können, geht vom elektrischen Strom nach wie vor dieselbe Gefahr aus.

Grundsätzlich muss vor Arbeiten an Kabeln oder elektrischen Anlagen stets Spannungsfreiheit hergestellt werden. Für Laien und Fachmänner sind daher gleichermaßen stets folgende Sicherheitsregeln oberstes Gebot:

  • Führen Sie die Arbeit nur bei ausreichender Fachkenntnis aus.

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    Ihre Leitung leidet unter Spannungen?    Der Spannungsprüfer zeigt’s!
  • Ziehen Sie vor der Arbeit an Elektrogeräten stets den Netzstecker.
  • Schalten Sie den Strom ab, indem Sie den Stromkreis der zugehörigen Sicherung ausschalten.
  • Versehen Sie den Sicherungskasten mit einem Hinweisschild, damit Dritte die Sicherung nicht versehentlich wieder einschalten.
  • Prüfen sie die betreffende Anlage mit einem Spannungs- oder Phasenprüfer auf Spannungsfreiheit.
  • Verwenden Sie Schutzleiter niemals anderweitig und entfernen oder klemmen Sie sie niemals ab. Ein Blitzableiter bietet keinen Ersatz.
  • Prüfen Sie nach der Fertigstellung der Arbeit abschließend die Schutzleiterfunktion.

 

Irrtum 3: Mehrfachstecker sind die Lösung, wenn eine Steckdose fehlt

Mehrfachsteckdosen sind praktisch, ja. Sie sind dennoch keineswegs eine sichere Dauerlösung, wenn nicht genügend Steckdosen vorhanden sind. Im Gegenteil: Durch den Mehrfachstecker verwenden mehrere Geräte gleichzeitig eine Steckdose. Die ist damit schnell überfordert und wird warm. Im schlimmsten Fall kann die überlastete Steckdose zu einem Brand führen!

Was also, wenn die Steckdosen nicht ausreichen?

Ob eine Mehrfachsteckdose bzw. die Steckdosen in einem Raum ausreichen, hängt von der Gesamtlast der in einem Stromkreis gleichzeitig betriebenen Geräte ab. Sind dauerhaft zu wenig Steckdosen vorhanden, kann die häusliche Elektroinstallation nachträglich erweitert werden. Planen Sie eine umfangreiche Renovierung und möchten die Elektroinstallation in der Wand sanieren, sind damit aufwendige Arbeiten verbunden. Die Installation der neuen Leitungen darf nur von einer ausgebildeten Fachkraft durchgeführt werden!

Tipp: Eine mit weniger Staub und Schmutz verbundene Alternative bieten sogenannte Sockelleisten- oder Aufputzinstallationskanäle mit integrierten Steckdosen. Diese lassen sich leicht installieren und die Wand muss dafür nicht aufgestemmt werden.   

 

Irrtum 4: Ein Stromkreis pro Raum ist völlig ausreichend!

Während diese Aussage für einige Räume zutreffen mag, kann sie nicht als Faustregel angesehen werden und trifft in vielen Fällen schlichtweg nicht zu. Wie viele Stromkreise benötigt werden, kommt nämlich ganz darauf an, welche Geräte letztendlich im Raum betrieben werden sollen.

Die richtige Faustregel lautet: Ein Stromkreis pro 3600 Watt Gesamtlast. Einzelne Geräte mit einer Last von über 2000 Watt sollten einen eigenen Stromkreis haben.

Ein typisches Beispiel für ein Zimmer, in dem mehrere Stromkreise notwendig sind, ist die Küche. Hier werden in den meisten Haushalten verhältnismäßig viele Elektrogeräte genutzt. Außerdem kommen in der Küche viele Geräte mit hoher Last wie der Elektroherd, Backofen und die Geschirrspülmaschine gleichzeitig zum Einsatz. Weitere Beispiele für Verbraucher mit hoher Last sind die Waschmaschine und der Wäschetrockner.

Blitzeinschlag in der Nähe eines Kirchturms
Der Blitz hat es nicht immer auf den Kirchturm abgesehen…

Irrtum 5: Der Kirchturm nebenan ist höher als mein Haus – der Blitz trifft mein Haus also nicht

Hohe Gebäude werden häufig als Schutz gegen Blitzeinschläge betrachtet. Doch grundsätzlich treffen Blitze nicht immer an der höchsten Stelle ein!

Und was ist mit all den vom Blitz getroffenen Kirchtürmen? Es stimmt schon, dass in vielen Fällen hohe Gebäude vom Blitz getroffen werden, aber eben nicht immer. Der Blitz hat keine Vorliebe für Kirchtürme, er möchte lediglich von der elektrisch geladenen Wolke in die Erde gelangen. Und zwar schnellstmöglich.

Luft leitet Elektrizität nur schlecht und hat einen besonders hohen Widerstand. Deshalb sucht sich der Blitz so schnell wie möglich ein Gebäude für den Einschlag. Befindet sich auf seinem Weg zufällig ein hohes Gebäude, ist das eine ansprechende Option für den Blitz. Doch auch die Leitungen im eigenen Haus bieten einen schnellen Weg in Richtung Erde.

Generell können hohe Bäume, Fahnen- oder Strommasten nur in einem sehr kleinen Bereich Schutz bieten. Bereits 50 Meter von einem solchen Objekt entfernt kann der Blitz einschlagen.

Tipp: Schützen Sie sich zuverlässig mit einem mehrstufigen Blitzschutzsystem aus Blitz- und Überspannungsschutz. Dieses leitet die Energie bei einem Blitzeinschlag kontrolliert in die Erde ab und gleicht die für Ihre Elektroinstallation schädlichen Überspannungen aus.

 

Irrtum 6: Ich bin kein Mieter, sondern Eigentümer – also brauche ich keinen Brandmelder

Als „Herr im Haus“ genießt man zwar wesentlich mehr Freiheiten als ein Mieter, doch gewisse rechtliche Vorschriften und Pflichten sind auch in den eigenen vier Wänden zu beachten. Wer denkt, er ist als Eigentümer nicht zum Rauchmelder verpflichtet, liegt falsch.

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Wenn der Rauch an die Decke geht…

Rauchmelder dienen zum Schutz der Bewohner und deshalb besteht in allen Bundesländern Deutschlands Rauchmelderpflicht für Wohnraum. Dies betrifft sowohl Mieter als auch Eigentümer. Auch wer sein Eigentum selbst bewohnt, ist in der Pflicht, Brandmelder zu installieren.

Vor allem bei Nacht kann ein Brand lebensgefährlich werden. Im Tiefschlaf ist unser Geruchssinn gehemmt und wir nehmen den Brandgeruch nicht rechtzeitig war. Bereits nach wenigen Atemzügen verliert der Mensch in diesem Fall das Bewusstsein, ohne es zu merken. Daher ist es wichtig, Rauchmelder in Schlaf- und Kinderzimmern zu installieren.

Wo genau wie Brandmelder installiert werden müssen, regelt jedes Bundesland für sich selbst. Grundsätzlich empfiehlt es sich aber, mindestens überall dort Rauchmelder zu montieren, wo Sie schlafen, sich länger aufhalten oder Rauchzeichen praktizieren.

Smart Home im Altbau per Funk
Smart Home im Altbau: Lassen Sie es zwischen Ihren Geräten funken

Irrtum 7: Smart Home ist nur für Neubauten

Ein Smart Home bringt verlockende Funktionen mit sich. Und diese werden Bewohnern von Altbauten nicht vorenthalten! Grundsätzlich versteht man unter einem Smart Home schlichtweg ein Haus, in dem viele Abläufe selbstständig erfolgen und die intelligente Technik gewisse Vorgänge reguliert. Beispielsweise wird die Heizung automatisch heruntergefahren, wenn Sie das Haus verlassen.

Damit das Haus „mitdenken“ kann, müssen die Geräte miteinander vernetzt sein und kommunizieren können. Hier besteht die Möglichkeit der Kommunikation per Kabel oder per Funk. Der Vorteil von Neubauten ist, dass entsprechende Steuerleitungen direkt beim Bau realisiert werden können. Die nachträgliche Sanierung der Elektroinstallation für eine kabelgesteuerte Kommunikation ist mit viel Staub und Schmutz verbunden und kann teuer werden.

Allerdings bieten einfache Lösungen auf Funkbasis in Altbauten die Möglichkeit, alle relevanten Komponenten des Gebäudes miteinander zu vernetzen und intelligent zu steuern. Bewegungssensoren, Temperaturregler, Fühler und Kontakte können auch in Altbauten problemlos installiert werden und miteinander kommunizieren. Hier erfährt Ihre Heizung eben per Funk vom Bewegungsmelder, dass Sie Ihr Haus verlassen und nicht per Kabel.

Irrtum 8: Elektroinstallationen haben Bestandsschutz und müssen nicht angepasst werden

Die Normen und Richtlinien werden häufig aktualisiert und wenn Gebäude und deren Elektroinstallationen bei jeder Änderung angepasst werden müssten, wären wir ständig am Bauen und Modernisieren. Deshalb gibt es den sogenannten Bestandsschutz, den eine Anlage hat, die zum Zeitpunkt des Errichtens nach den damals geltenden Normen hergestellt wurde.

Damit sind Elektroinstallationen im Altbau also fein raus? Ganz so einfach ist es nicht! Denn bei elektrischen Anlagen muss stets die Sicherheit im Vordergrund stehen und die ist bei alten Elektroinstallationen ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr gegeben.

Allein alte Leitungen können ein Sicherheitsrisiko darstellen. Bei Elektroleitungen geht man von einer Lebensdauer von rund 40 Jahren aus, da diese im Laufe der Zeit brüchig und spröde werden und zu Kurzschlüssen führen können. Deshalb gilt als Faustregel, dass der Bestandschutz einer Elektroinstallation im Altbau nach 40 Jahren erlischt.

Nicht nur zu alte oder beschädigte Leitungen sollten als Anlass für die Modernisierung einer Elektroinstallation angesehen werden. Auch bei fehlenden FI-Schutzschaltern, zu wenig Steckdosen und Stromkreisen sowie veralteten Sicherungen und Verteilern sollte die Elektroinstallation eines Gebäudes saniert werden.

 

Fazit: Halbwissen kann gefährlich sein

Von der Glühbirne bis hin zum Smart Home ist die Elektrotechnik in immer größeren Teilen unseres Lebens präsent. Wir meinen daher oft, mit einer Thematik vertraut zu sein, wobei wir doch nur Halbwissen haben.

Und das kann gefährlich sein. Denn wo Strom im Spiel ist, funkt es schnell. Es ist wichtig, sich vor jedem Projekt ausreichend zu informieren. Wer sich selbst schlau machen möchte, kann sich beispielsweise in Foren Rat von Gleichgesinnten einholen. Gehen Sie im Zweifelsfall jedoch lieber auf Nummer sicher und wenden Sie sich an einen Experten.

Richtig informiert zu sein, ist nicht nur sicher, sondern kann sich auch durchaus lohnen. Nur so erfahren Sie von den neusten Entwicklungen und entdecken sich neu eröffnende Möglichkeiten. Mit neuen Erkenntnissen werden Sie und vielleicht auch Ihr Zuhause schlauer.

8 verbreitete Irrtümer bei der Elektroinstallation
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